Seite auswählen

Katrin ist selbst Physiotherapeutin und beschreibt sehr treffend die Gründe, die viele zum Ausstieg zwingen. Aber lest selbst:

„Ich heiße Katrin, bin 23 Jahre alt und arbeite seit 4 Jahren als Physiotherapeutin. In meiner bisherigen Laufbahn habe ich sowohl in einer Rehaklinik als auch in Praxen gearbeitet und
somit einige Erfahrungen gesammelt. Viele unserer Auszubildenden, die ich begleitet habe, werden nach dem Staatsexamen nicht weitermachen und das finde ich erschreckend. Jeder steckt viel Zeit und vor allem Geld in die physiotherapeutische Ausbildung und das soll alles umsonst gewesen sein? Nur weil die Schüler feststellen, dass wir eine riesen Verantwortung gegenüber unserer Patienten haben und dafür viel zu gering entlohnt werden, oder es einfach keine Zeit für adäquate Therapien gibt. In meiner Heimatstadt gibt es derzeit vier
Physiotherapie- Schulen, über Jahre hinweg waren die Plätze heiß begehrt und die Klassen waren voll. Dies hat sich in der letzten Zeit drastisch geändert. Einige Schulen kämpfen ums Überleben, der Therapeutenmangel macht sich derzeit schon bemerkbar. Doch wie soll das weitergehen? Was ist in 10 Jahren, gibt es dann überhaupt noch genug Auszubildende?

Deutschland braucht Therapeuten! Unsere Arbeit ist so wichtig und so vielseitig, aber gerade deshalb muss sich jetzt etwas ändern. Wer soll die vielen Sportverletzungen behandeln,
damit wir weiterhin im Leistungssport zu den besten Nationen gehören, Rückenschmerzen
lindern (die jeder kennt) oder den vielen Senioren auf die Beine helfen? Viele meiner Kollegen haben Nebenjobs, trotz ihrer Vollzeitstelle. Sie gehen Kellnern, Babysitten oder
geben zusätzlich Kurse, dadurch besteht eine Woche schnell mal aus 45-50 Stunden. Lange Tage ohne Pause zwischen den Patienten, machen uns den Alltag schwer. Drei
Patienten in der Stunde, dies mag zwar wirtschaftlich sein, aber wer denkt da noch an den Menschen. Hausbesuche rentieren sich kaum noch, viele Praxen können diese nicht mehr anbieten, aber wer kümmert sich dann um die Menschen, die eben nicht mehr mobil sind? Für die Therapeuten ist dies hart, wann sollen Dinge wie Trinken oder Toilettengänge
erledigt werden? Aber den Arbeitgebern bleibt nichts anderes übrig, als so zu planen, da die
Kassensätze zu niedrig sind. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass es keinen Nachwuchs mehr gibt, wer will sich freiwillig diesen Stress antun, wenn man genauso gut entspannt irgendwo im Büro sitzen kann? Ganz viele Kollegen steigen aus dem Beruf aus und das
finde ich persönlich wirklich Schade. Wir müssen jetzt etwas verändern, bevor es zu spät ist, ansonsten wird es in den nächsten Jahren noch schlimmer werden. Lasst uns zusammen etwas verändern und für die Therapeuten kämpfen!